Das 8.Jahr der DNW ,2005, stand unter dem Motto „Endurance – natürlich !“ Damit wollte ich ausdrücken, dass Distanzreiten die pferdegerechteste Sportart ist, weil sie der Natur des Pferdes entspricht. Der Jahresrückblick fällt möglicherweise besinnlicher aus als auch schon. Aus verschiedenen Gründen. Erstens ist dies mein letzter DNW-Jahresbericht. Mein Entschluss steht fest, an der nächsten Generalversammlung der DNW am 5.4.06 trete ich als Präsident der DNW zurück. 10 Jahre Regionalgruppenleiter, 8 Jahre Vereinspräsident sind genug ! Nachdem meine Nachfolge von Marco Muheim als Leiter der Disziplin Endurance vom SVPS genehmigt wurde, werde ich mich auf Nationaler und Internationaler Ebene weiterhin für den Distanzreitsport einsetzen können. Endurance hat mir in den letzten Jahren so viel gegeben, dass es mir eine Freude ist, etwas zurückgeben zu können. Ich bin froh, dass Roger Maurer sich bereit erklärt hat, das Präsidium zu übernehmen. Auch wenn er möglicherweise die Schwerpunkte etwas anders setzen wird, hat er sich doch durch seine bisherigen Leistungen (immerhin wird er mit sagenhaften 965 Kilometern in der Wertung – nota bene alle auf einem einzigen, seinem bewährten Pferd, Phoenix, absolviert – Endurance-Meister 2005) bestens für die verantwortungsvolle Aufgabe qualifiziert. Ausserdem ist er daran, unsere neue home-page www.distanzreiter-nordwest.ch aufzubauen, nachdem unsere alte Internetadresse in den Händen eines russischen Spekulanten gelandet ist. Ich bitte alle Mitglieder, Roger nach Kräften zu unterstützen, sonst ist das Präsidium (wie ich erfahren habe) ein ziemlich einsamer Job ! Wer allenfalls Bedenken hat, dass sich die DNW vom kompetitiven Spitzensport in Richtung Wanderreitklub entwickelt, dem steht es offen, durch vermehrtes Engagement im Verein die gewünschten Akzente zu setzen. Jeder Verein entwickelt sich nach Massgabe seiner Mitglieder. Um die unterschiedlichen Ansichten der Endurance unter einen Hut zu bekommen, braucht es mindestens einen ten gallon Stetson hat. Die einen sind glücklich mit DRF (auch wenn es schade ist, dass sie so ihre Leistungen nie mit andern vergleichen können), die andern stehen auf KLP. Das heisst nicht: „Keine Leistungsprüfung“, sondern Kombinierte Leistungsprüfung. Wieder andere finden ihre Erfüllung im EVG, auch wenn es lästig ist, ständig auf der Bremse stehen zu müssen. Zumindest zum Üben des Tempogefühls ist es jedoch durchaus nützlich. Die Königsdisziplin ist nach wie vor das Distanzrennen über 160 Kilometer (one man,oder one woman,one horse,one hundred miles). Die Luft wird zwar ziemlich dünn dort oben, doch wer die ultimative Herausforderung im Pferdesport sucht, dort ist sie. Roger Maurer möchte ich für die Herausforderung des Präsidialamtes viel Endurance wünschen und ihm das Sprichwort mit auf den Weg geben: Your damned if you do and your damned if you don’t ! Oder: Allen Leuten recht getan ist eine Kunst die niemand kann.
Die Mitgliederliste war 2005 ziemlich in Bewegung, doch wir hatten Glück: alle 5 Austritte konnten durch ebenso viele Neuzugänge kompensiert werden. Wiederum mussten peinlicherweise 2 Ex-Mitglieder wegen Nicht-bezahlens der Beiträge ausgeschlossen werden, andere Austrittsgründe waren: Missfallen über unsere mangelnden Aktivitäten oder: kein einsetzbares Pferd. Dazu muss gesagt werden, dass man bei uns auch ohne Pferd etwas lernen kann. Bref: wir stagnieren bei 61 Mitgliedern. Wie sagte ich letztes Jahr ? Stillstand ist Rückschritt !
Nun kommen wir zu der immer mit Spannung erwarteten Jahresstatistik, welche wiederum in verdankenswerter Weise von Andrea Amacher mühsam zusammengetragen wurde. Leider ist sie auch in diesem Jahr nicht vollständig. Ich verstehe nicht, warum jemand, der ausserdem noch gut platziert gewesen wäre, selbst auf SMS-Aufforderungen, seine Resultate einzureichen, nicht reagiert. Nur wenn alle mitmachen, ergibt sich ein wirklichkeitsgetreues Bild der DNW-Glanzleistungen!
24 ReiterInnen auf 26 Pferden haben insgesamt 6262 Kilometer (in Worten sechstausendzweihundertzweiundsechzig) in der Wertung geritten. Im Schulatlas reichen diese Kilometer Richtung Osten bis nach Delhi in Indien, Richtung Süden bis zum Kilimandjaro (clevere Schweizer wissen: Höchster Berg Afrikas) oder Richtung Westen bis nach New York. Eine wirklich beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, dass die Kilometer der nicht klassierten Rennen nicht dabei sind, von den Trainingskilometern ganz zu schweigen! Pro Reiter/In sind dies 260,9 km, pro Pferd: 240,8 km. Pferde und ReiterInnen sind sich bewusst, dass all dies nur möglich wurde dank dem aufopfernden Einsatz von 20 Betreuer/Innen, welche insgesamt 6046 Kilometer gegroomt haben, durchschnittlich also 302,3 km. Herzlichen Glückwunsch allen Pferden, Grooms und ReiterInnen.
Als PNW Endurance Meister 2005 darf sich Roger Maurer feiern lassen, vor Elisabeth Stöcklin und Raphael Muller. Auch bei der Kilometerwertung der Reiter und der Pferde finden wir das unermüdliche Traumpaar: Roger und Phoenix. Die Nummer eins ritt gleichviel Kilometer wie die letzten 9 der Rangliste (Plätze 15 bis 24). Bei den ersten 3 Plätzen finden wir einen deutlichen Abstand von 237 und 239 Kilometern, dann folgt ein starkes Mittelfeld der Plätze 4 bis 14, angeführt von Bea Holenstein. Pikant finde ich besonders, dass unser jüngstes Mitglied, die 9 jährige Stépanie Rüegger 34 Kilometer mehr geritten hat als unser Sportchef und mehrfacher Schweizermeister Hansjörg Bendiner ! Bei der Groomwertung führt einmal mehr Lukas Meier, allerdings mit weniger Kilometern als auch schon, knapp gefolgt von Suzanne Dollinger und Sabine Uschmann. Schön, dass auf der Groomliste auch praktisch alle namhaften Reiter vertreten sind. Sollte eigentlich obligatorisch erklärt werde, denn wer selber auch groomt, behandelt seine Betreuer viel anständiger.
Saisonhöhepunkte waren sicher die ausgezeichneten Schweizer Leistungen an nationalen und internationalen Wettkämpfen, welche mehrheitlich DNW Mitgliedern zu verdanken sind: Souveräne Schweizermeisterin wurde auf Kamaya unsere Andrea Bendiner ! Der erste Titel für Andrea, der fünfte (wenn ich recht gezählt habe für Bendiners Super-Stute. Aber es kommt noch dicker: mindestens 50 % der Bronze-Medaille an der Europameisterschaft in Compiègne gehören den DNW, waren doch beide Wagner-Girls, Nora und Lena in der Equipe de Suisse. Auch in Nancy brillierten die DNW über 119 km in einem hochkarätigen Feld mit Deborah Dussy auf dem 7. und Andy Wirz auf dem 9.Platz. Das leider bei 125 km in strömendem Regen in Gubbio abgebrochene Rennen sah Andy Wirz auf dem 5.Platz. Ich bin überzeugt, es gab noch weitere gute Resultate, doch kann ich eben nur darüber berichten, was ich selber erlebe oder was mir berichtet wird.
Im Editorial 2/05 analysiert Roger Maurer die Lage der DNW: “Irgendwie scheint mir der Wurm drin zu sein!“ Er meint die Organe seien eingeschlafen, die DNW, der SDV und die Disziplin Endurance. Doch wer sind die Organe ? Letztendlich doch die Mitglieder! Es ist leider eine vielbeobachtete Tatsache, dass sich niemand mehr in einem Verein engagieren oder Verantwortung übernehmen will. Es ist sicher bequemer, zu konsumieren. Da ich einerseits vollauf engagiert war, mein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin MEDI-CHINA in Reinach aufzubauen und ich es auch leid, Mister Endurance Nordwestschweiz zu spielen, habe ich die Probe auf’s Exempel und – einfach einmal nichts gemacht ! Und was geschah: Nichts ! Kein einziger Kurs wurde durchgeführt. Dabei waren unsere guten Kurse einmal unser Aushängeschild, eine Quelle von neuen Mitgliedern und Finanzen ! Im August rafffte sich der Vorstand wieder auf, nahm sich an der Nase und gelobte Besserung. Sabine und Roger haben dann tatsächlich doch noch 3 Kurse auf die Beine gestellt. Vorstandssitzungen haben auch 3 stattgefunden, was eigentlich genügt hätte, wenn alles rund gelaufen wäre. Den Vorstandsmitgliedern, die sich engagiert haben, allen voran Roger Maurer und Andrea Amacher danke ich herzlich für ihren Einsatz. Auf die kommende GV sind 3 Austritte aus dem Vorstand zu verzeichnen: Andrea Amacher als Kassierin, Urs Metzger als Veterinär (immer vorausgesetzt dass die Statutenänderung, dass ein Vet nicht zwingend im Vorstand vertreten sein muss, an der kommenden GV genehmigt wird, und der Präsident. Besonders freut mich die Zusage von Beatrice Fleury und Natalie Joerin, im Vorstand mitmachen zu wollen. Hoffen wir, dass sie eine neue Dynamik mitbringen. Doch ein aktives Vereinsleben beginnt an der Basis und kann nicht von oben herab erzwungen werden. DNW-Infoblätter sind im 2005 zwei Stück erschienen. Da ein externes Abonnement immerhin 20 Franken kostet, müssten entweder alle 4 Nummern erscheinen oder der Abo-Preis reduziert werden ! Auch hier ist ein vermehrtes Engagement der Basis von Nöten, ohne Einsendungen kann Roger kein Heft herausbringen ! Als Rittorganisatoren machten die DNW im 2005 ebenfalls Pause, nachdem ja im Jahr zuvor 2 Distanzritte im DNW-gebiet stattfanden.
Lichtblick hier: In Eiken ist in diesem Sommer, am 15./16.Juli ein neuer Distanzritt geplant, die Organisatoren werden von Brigitte Wurzer beraten. Sie rufen die DNW-Mitglieder auf, sich als Helfer zur Verfügung zu stellen !
Bleibt mir nur noch zu danken: Allen die mich in den vergangenen 10 Jahren unterstützt haben, die mir Mut gemacht haben die Distanzreiterei in der Nordwestschweiz bekannt zu machen und zu verankern. Und dies ist mir, glaube ich gelungen, kann doch dank unseren regelmässigen Publikationen im PNW-Aktuell kein Reiter/keine Reiterin der Nordwestschweiz mehr behaupten, er/sie wisse nicht was Distanzreiten ist. Dies verdanken wir vor allem auch dem kürzlich verstorbenen Gründerpräsidenten des PNW, Otto Wirthlin. Er half massgeblich mit, die DNW als Verein aus der Taufe zu heben. Mein Dank gilt aber auch allen treuen Vereinsmitgliedern, welche die Sache der Endurance weitertragen und durch gute Leistungen an Wettkämpfen, verbunden mit echter horsemanship als Botschafter des Distanzreitens fungieren. Nicht vergessen wollen wir unsere Betreuer, deren nicht minder anstrengender Einsatz das ganze Spiel erst ermöglichen. Und ganz fest umarmen wollen wir unsere Pferde, welche unserem Leben einen Hauch von Abenteuer und Freiheit vermitteln ! Danke, Danke, Danke!
Als Motto für das Jahr 2006 haben wir gewählt: „Distanzreiter tun es länger !“ Eine Tatsache, die kaum bestritten werden kann, auch wenn man mit Ovo nicht unbedingt besser reitet !
Es verabschiedet sich mit einem Augenzwinkern:
Euer Andy Wirz, bald nicht mehr Präsident der DNW