Nach mehreren Jahren Unterbruch fand am Sonntag, den 22. April, in Gossau wieder ein Endurance Anlass statt.
Auf dem Programm standen ein Zwei-Phasen EVG über 70 km (2 x EVG I à je 35 km), KLP und EVG 55km, KLP und
EVG 35 km, und DRF.
Ist zwar ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal hier war – das war noch mit Kiowa Casey, in der Zwischenzeit 19 – aber es ist fast alles beim Alten: Vet Check, Sekretariat, etc. beim Schützenhaus unten, Parkplatz für die Pferdeanhänger auf der Wiese an der Strasse oben. Ein grosser Unterschied: das letzte Mal wurde es hier so unbeschreiblich sumpfig-tief, dass ein Traktor ein Auto mit Anhänger nach dem anderen aus dem wadentiefen Schlamm ziehen musste. Da fuhr keiner mehr alleine raus, ausser einem Jeep Cherokee, soweit ich mich erinnern kann.
Heute kann man nach sternklarer Nacht bereits um sechs Uhr früh sagen, dass das wieder ein sehr warmer Sommertag wird, wie die letzten drei Wochen – obwohl es ja eigentlich April ist.
Trotz der teils sehr Teilnehmerstarken Prüfungen – Im EVG 35 km starteten 68 Paare, und es waren insgesamt etwa 125 Paare am Start – war es noch ruhig, als wir gegen sechs Uhr ankamen. Meine Freundin Sue (heute nicht als Groom) und ich hatten uns für die Zweistufenprüfung angemeldet. Das hiess, dass wir zwei Mal den EVG I à 35 km reiten würden; so, als wären es tatsächlich zwei völlig unabhängige Prüfungen, also mit einer erneuten Eingangskontrolle mindestens eine Stunde nach der Schlusskontrolle der ersten Prüfung. Nach Rangpunkten würde dann klassiert werden. Für die Veterinäre standen lange mit Seilen abgetrennte Bahnen auf leicht kiesigem Boden zur Verfügung. Gleich nebenan konnte man sich den Groomplatz einrichten, fester Boden auf der einen, Gras auf der anderen Seite des Holzzaunes (ja nicht draufsetzen, sonst kracht er zusammen!)
Kurz nach sieben Uhr ging es dann los: Wir ritten ab auf die ersten 35 km. Nachdem es seit Wochen tatsächlich praktisch nur trocken gewesen war, zeigte sich der Boden natürlich überall betonhart – und staubig. Ich hatte deshalb beschlossen, sehr langsam zu reiten, um die Pferde zu schonen. So folgten wir den gelben Pfeilen – nicht die allersichttbarste Farbe am Boden – und den weissen Steinmehlhäufchen, die jetzt noch sehr gut sichtbar waren, da sie noch nicht hundertfach überfahren und übertrampelt worden waren. Ein Ritt im Frühling mit den blühenden Bäumen und Sträuchern und dem saftiggrünen Gras ist schon wunderbar, und wir sahen auch etwas Wildlife: ein Reh, ein Hase, später noch ein Hase, ein Storch auf einem Feld. Auf der zweiten Runde sollte sich das Wildlife dann hauptsächlich auf Jogger, Radfahrer, Hundespaziergänger, Wanderer, etc. konzentrieren, aber jetzt war noch viel Natur pur. Auch bei den doch recht zahlreichen Strassenüberquerungen war kaum Verkehr zu sehen.
Als wir nach nicht ganz drei Stunden zum ersten Mal am Ziel ankamen, war da einiges los: Pferde wurden vorgeführt, an den Start gebracht, Grooms waren vollauf damit beschäftigt, die Plätze für ihre Schützlinge aufzubauen.
Nach unserer ersten Schlusskontrolle – Johnny hatte nach 12 Minuten Puls 46, Lynn 36, tiefer als bei der Eingangskontrolle – gab es also eine gute Stunde Pause, die unsere beiden Pferde damit verbrachten, nonstop Gras zu fressen. Dann checkten wir wieder ein und sattelten die Pferde für die zweite Runde. Beim Start ging es in der Zwischenzeit so zu wie am Sonntagabend vor dem Gotthardsüdportal: alle wollen durch und es staut sich; Wartezeiten … Ich blieb daher am Boden und liess Johnny noch etwas Gras fressen, während andere endlos im Kreis ritten.
Zur Unterhaltung preschten drei jüngere Reiter am Start los, als sei es ein Quarterhorse Rennen, wohl angesichts des Grasstreifens, welchen man gleich zu Beginn hinunterritt, um auf den Paralellweg zu gelangen. Beim relativ abrupten Bremsen beim rechten Winkel auf besagten Weg gingen eine der Reiterinnen und ihr Pferd dann auch promt verschiedene Wege; ihre Hauptrichtign ging nach unten, bodenwärts. Der Schimmel an der Spitze wollte eigentlich gerne so weiterdonnern und liess sich erst Mitte Feld wieder anhalten – er konnte ja nicht wissen, wie weit er heute noch gehen würde … Dann kam auch unsere Zeit und wir waren wieder unterwegs. Es war in der Zwischenzeit wirklich schon fast so heiss wie im Sommer hier, und wir blieben bei unserer langsamen Gangart. Die Pferde begannen nun gierig zu trinken, wenn wir an Brunnen oder an einen Groompoint kamen – na ja, wir auch, nicht nur die Pferde. Sue unterhielt mich auf der zweiten Runde mit ständigem „Oh mein Gott, wie weit ist es denn bloss noch?!“ und graphischen Beschreibungen all der Teile, die ihr oh so weh taten (ich kann das nicht wiederholen, aber man kann es sich ja gut vorstellen), begleitet von endlosem Jammern, Ächzen und Stöhnen.
Beim letzten Hügel stieg ich dann für etwa drei Kilometer ab und führte Johnny, um ihm ein wenig zu helfen, stieg dann für die letzten zwei Kilometer wieder auf, und dann hatten wir es geschafft – und Sue lebte auch noch, konnte aber fast nicht mehr absteigen. Beide unsere Pferde wurden bei der Schlusskontrolle wegen ihres guten Zustandes gelobt! Geschafft!
Die Preisverteilung folgte pünktlich um fünf Uhr. Der Gabentisch war so reich bestückt wie bei einer grösseren Tombola: jeder Klassierte bekam einen Preis, zusätzlich zur Plakette und dem Flot. Die jeweils ersten Drei erhielten schöne Pokale.
Sue und ich waren 5te und 6te geworden, und das erprobte Paar Christine Günthardt und Spice II gewannen diese Prüfung. Auch an der Spitze des EVG 55 km fand sich ein routiniertes Paar: Monique Wagner-Münch und Mel Shahim. Die Sieger im EVG 35 km, KLP 55 km und KLP 35 km waren Bettina von Ballmoss mit Karash, Ruedi Dudli mit Inci, und Nicole Röllin auf Robin V CH respektive. In den beiden grossen Feldern, EVG 35 und 55 km, kam es leider zu einigen Eliminationen, fast ausschliesslich wegen Lahmheit … eben sehr harter Boden …
Der Ritt war extrem gut organisiert gewesen, und alle Helfer zeigten sich freundlich, aufgestellt und eben hilfsbereit; ein gelungener Anlass!
Bericht: Esty H. Saenger