Am Sonntag, den 20. April, fand in Gossau zum achten Mal ein Endurance Anlass statt. Das vielfältige Programm bot diesmal einen CEN* über 110 km, KLP 35 km und EVG 35, 55 und 70 km, sowie einen DRF.
Auch dieses Jahr erfreute sich der Anlass grösster Popularität: es hatten sich über 120 Teilnehmer angemeldet. Ich selber hatte Johnny und mich für den CEN über 110 km angemeldet. Die Startzeit für diese Prüfung war um sechs Uhr morgens … somit hatte ich beschlossen, Tags zuvor anzureisen, denn schliesslich standen Boxen in einem Stall unweit des Turniergeländes zur Verfügung.
Am Tag zuvor anzukommen hatte auch den Vorteil, dass ich direkt neben den Groomplatz fahren und meine Sachen abladen konnte. Das war besonders hilfreich, da ich alleine unterwegs war.
Tagwacht war dann trotzdem bereits um halb vier – man will ja nicht hetzen! Und das Pferd soll Zeit haben, sein Frühstück zu verdauen, jedenfalls der Magen-Trakt. Ab 5 Uhr waren die Tierärzte und das Sekretariat für uns bereit, aber sonst war hier noch kaum eine Seele. Kaum zu glauben, dass es hier in ein paar Stunden von Menschen und Pferden (und Hunden) nur so wimmeln würde! Und um Punkt sechs ging es dann auf die Strecke. Ich hatte gedacht, ich würde anfänglich noch die Lampe brauchen, um die Steinmehlhäufchen am Boden sehen zu können, aber es war tatsächlich bereits hell genug. Und es würde ein schöner Tag werden, wie von den Wetterfröschen versprochen!
Wir vier CEN Reiter waren lange Zeit auf den ersten 40 km recht nahe zusammen, man sah sich immer wieder, wir ritten auch teilweise zusammen. Es war noch angenehm kühl für die Pferde und wir kamen gut voran. Johnny war – mal wieder – kaum zu bremsen. Na ja, schon, aber man IST ständig am bremsen, und wenn er sich so ins Zeug legt, geht das ganz schön in die Beine (des Reiters), da er dann so ungemein schwingt. Das ist dann, wie wenn man ein Dressurpferd über viele Meilen im starken Trab oder der Passage ritte.
An einer Stelle kam kurz leichte Verwirrung auf, da dicke Sägemehlpfeile in eine Richtung, die Steinmehlhäufchen in eine andere Richtung führten. Da die Strecke bisher mit den Häufchen extrem gut markiert gewesen war, beschlossen wir, den Häufchen zu vertrauen und denen zu folgen – was sich denn auch als richtig erweisen sollte.
Auch auf der Strecke war noch kaum eine andere Menschenseele zu sehen. Nach etwas über zweieinhalb Stunden waren wir wieder zurück. Nun war da beim Schützenhaus bereits einiges los: Pferde wurden den Vets vorgeführt, an den Start gebracht; Grooms waren damit beschäftigt, die Plätze für ihre Pfleglinge einzurichten.
Bald schon war die erste 40-Minuten Pause verstrichen und wir waren wieder unterwegs. Unser kleines Feld war in der Zwischenzeit ein bisschen auseinandergezogen, aber wahrlich noch nicht viel.
Unterdessen hatte sich auch die Gegend ungemein belebt; wir fanden heraus, für wen die Sägemehlmarkierungen waren: es fand gleichzeitig auf sich mit unserer immer wieder kreuzender und analoger Strecke eine Art Hundepatrouillen-Anlass statt; ich habe noch nie so viele Hunde auf einem Haufen und an einem Tag gesehen (aber das haben die Hundebesitzer wohl von den Pferden auch gedacht)!
Und weiter ging es durch den Wald und über die Felder, oft leicht auf und ab, aber nie steil; es wurde immer wärmer. Da kam uns plötzlich Mireille entgegen mit Tamer, sie hatte eine Abzweigung verpasst; einige Meilen weiter sah ich plötzlich Mireille wieder geradeaus gegen den Horizont galoppieren, obwohl es hier rechts abging – sie musste eine temporäre Steinmehlhäufchen-Blindheit entwickelt haben. Sie hörte meinen lauten Ruf und kam zurück … und schliesslich waren wir zum zweiten Mal im Vet Gate zurück – jetzt der reinste Ameisenhaufen an Aktivität: überall Pferde, Helfer, Eimer, Taschen, Heunetzte, Decken, Schwämme und noch mehr Eimer – 75 km geschafft. Jetzt Pause vor den letzten 35 km. Absatteln, Puls checken, zeigen; dann Pause, kühlen, fressen lassen – über ein Kilo Bananen, Johnny liebt Bananen – dann schon wieder sattlen, denn es gibt im CEN einen Recheck für alle.
Dann sind wir zum letzten Mal unterwegs. Bald schon holen wir Mireille und Tamer ein und reiten den Rest der Strecke zusammen, Johnny meistens leicht voraus. Andere Paare treffen wir wenige, viele sind eh nicht mehr unterwegs. Johnny hat endlich aufgehört zu pullen und wir haben es locker. Gegen Ende der Strecke merken wir mit leichtem Befremden, dass die Markierungsschildchen mit den Richtungspfeilen bereits abmontiert worden sind. Mireille schiesst dann natürlich auch prompt vorbei an der Abzweigung auf das kurze Stück quer durch den Wald… Die meisten der Tupfer sind in der Zwischenzeit auch flachgeritten, -gefahren und -getrampelt, aber ich kenne den Weg, Johnny auch, und ich weiss noch, wo vorher das “2 km zum Ziel“ Schild stand – fast zu Haus. Dann nur noch über den letzten Buckel – im Schritt, dann im leichten Trab ins Ziel – 110 km geschafft. Anna Williams ist schon vor uns angekommen; Johnny und ich werden Zweite, Mireille mit Tamer gleich hinter uns. Etwas später kommt auch Christine Gündthardt mit Waqueenaara an, und sie werden Vierte.
In der Abschlusskontrolle hat Johnny immer noch alles ’N’s bei den Werten, und jetzt frisst er zufrieden Heu und Grass, während ich mich mal kurz ausruhe, bevor ich alles verlade und wieder zum Auto hochziehe. Bis dann alles verräumt und Johnny versorgt und eingeladen ist, heisst es Preisverteilung.
Und somit fand ein grossartig organisierter Anlass seinen Abschluss. Jetzt blieb nur noch die Fahrt nach Hause. Und ich möchte es hier auch nicht versäumen, Sven und Bruno ganz herzlich dafür zu danken, dass sie neben ihren eigenen Schützlingen auch immer wieder Johnny unterwegs “mitgewässert“ haben – das war toll!
Bericht: Esty H. Geissmann