Am 6. und 7. September 2008 trafen sich Distanz- und andere Reiter wieder in Neuenhof für den 5. Limmattaler Distanzritt anlässlich der umfassenderen Limmattaler Reitsporttage. Der diversifizierte Anlass bot neben Endurance auch Gymkhana-Prüfungen, Ride&Tie und dieses Jahr zum ersten Mal auch Pony Games an – bis jetzt in der Schweiz hauptsächlich in der Westschweiz bekannt und äusserst beliebt.
OK-Präsident Stefan Waldisberg und seine Crew haben sich wieder viel vorgenommen. Bei den Endurance Prüfungen
allein werden KLP 1 (25 km) und 2 (40 km), EVG 1 (35 km), 2 (45 km) und 3 (60 km) angeboten, daneben auch ein DRF, und
dazu drei Rennen: ein CEN* (80 km) ein CEN** (120 km) und ein CEN*** über 140 km. Dieses Letztere kann dann allerdings wegen mangelnder Anmeldungen nicht durchgeführt werden, und der Ride&Tie erleidet dasselbe Schicksal.
Ab Viertel vor acht geht es los mit dem CEN**, und drei Reiterinnen machen sich zum ersten Mal auf die 35-km Schlaufe
mit den happigen, nicht enden wollenden Steigungen. Eine Viertelstunde später machen sich die zwölf Teilnehmer des
Ein-Stern Rennens auf den langen Weg, inklusive Johnny und mir. Wir beginnen mit der 25-km Schlaufe. Die Strecken sind
wie gewohnt extrem gut und eindeutig markiert. Der Limmattaler Ritt zeichnet sich auch dadurch aus, dass seine Loops
fast ausschliesslich durch den Wald führen, auf schönen Wegen – oft mit willkommenem Grasstreifen in der Mitte, der
zum Galoppieren einlädt – und mit für Schweizer Verhältnissen sehr wenig Teer. Nach dem ersten Anstieg werden die Schlaufen flacher, aber gegen Schluss geht es dann natürlich wieder gehörig runter, zum Teil relativ steil – ganz nach
dem englischen Spruch “What goes up, must come down“. Einige Reiter steigen da ab und rennen Seite an Seite mit ihren Pferden talwärts.
Parkplatz und Groomarea lassen erahnen, dass hier in den letzten paar Tagen gehörig Regen gefallen war, aber der
Samstag beginnt warm, trocken und leicht bewölkt, mit einem ab und zu frisch wehenden Wind, was für die Pferde angenehm ist und kühlen hilft.
Kurz vor dem Start fragt mich Therese, wie schnell ich zu reiten beabsichtige. Langsam, sage ich, grad knapp über 12 kph.
Sie auch, meint sie, ihr Pferd sei noch nicht so erfahren.
Obwohl wir uns dann auch beide bemühen, in ruhigem Tempo zu reiten, dabei auch die beiden kurzen aber steilen
Teerstücke gleich am Anfang Schritt gehen, finden wir uns am Anfang des Feldes, und so bleibt es denn auch während der ganzen Schlaufe. Und da ich Johnny bei Zielankunft direkt den Vets präsentieren kann, reite ich auch zuerst auf die zweite Schlaufe los. Nach einigen Minuten kommt Therese mit Menaya von hinten mit sattem Tempo an, und wir reiten auch die zweite Schlaufe zusammen, ein wenig langsamer als die erste, wegen der endlosen Steigungen. Seltsamerweise bleiben
wir auch hier vorne und kommen als erste wieder an, wissen aber, dass der Rest knapp hinter uns ist.
Johnny und ich sind auch die Ersten, die auf die letzte Runde, 20 km, losreiten, knapp gefolgt von Therese mit ihrer
hübschen Menaya. Therese meint jetzt allerdings, sie habe nun nicht vor, sich noch von irgend jemandem überholen zu
lassen, und zieht los. Ich ziehe es vor, langsamer zu bleiben. Johnny nimmt es zum Glück eigentlich sehr gelassen, dass
seine neue Freundin davonzieht. Er würde schon die ganze Strecke gerne schneller gehen, aber er zeigt sich sehr
gehormsam uind ruhig. Und nachdem Menaya ausser Sichtweite ist, finden wir einen ruhigen, regelmässigen Takt und
legen diesen letzten Loop alleine zurück. Auf den letzten paar Kilometern den Berg runter steige ich ab und renne neben Johnny her. An einem der steilsten Stücke, etwa 3 km vom Ziel, holen uns zwei Reiterinnen ein und donnern in sattem
Galopp an uns vorbei in die Tiefe … na ja …
Während die Reiter der kürzeren Distanzen es noch schafften, von oben her trocken zu bleiben, haben sich die Wolken
ab Mittag immer mehr verdichtetet und verdunkelt, und gegen 14 Uhr hat sich dann der Himmel geöffnet und es hat zu giessen begonnen – ein schon fast obligatorischer Bestandteil des Limmattaler – egal, wann genau der stattfindet. Somit
reiten vor allem wir Teilnehmer, die in den beiden Rennen unterwegs sind, einen Teil unseres Weges in teils heftigem Regen, etwas geschützt vom Laub der Bäume; für uns die dritte und letzte Runde, für die 120-km Reiterinnen die zweite Hälfte.
Der Groomplatz verwandelt sich halt auch wieder mehr und mehr in eine Schlammwüste, unterstützt durch das eimerweise Wasser, das zum Kühlen über die Pferde gegossen wird.
Johnny und ich kommen – als Vierte – nach einer Reitzeit von 5:40:22 (14.1 kph) ins Ziel; der Regen hat momentan fast aufgehört. Wir präsentieren nach 12 Minuten mit Puls 45, obwohl wir auf der letzten Runde etwas schneller unterwegs gewesen sind.
Nach kurzer Verschnaufpause setzt dann Dauerregen ein, und somit müssen auch die zeitlich gestaffelt stattfindenden Preisverteilungen in der (zum Glück gedeckten) Festwirtschaft im Regen stattfinden. Ich beeil mich, alles im Truck und
Trailer zu verstauen, bevor es noch nässer wird.
Für die acht durchgeführten Endurance Prüfungen wurden 99 Pferde für die Voruntersuchung vorgestellt. Bis auf sechs
davon konnten alle starten. In den Zwischen- oder Schlusskontrollen kommt es zu weiteren für Endurance “normalen“ Ausschlüssen, wenn auch zum Glück in bescheidenem Rahmen. Insgesamt sechs Pferde werden wegen starker Unregelmässigkeit oder Lahmheit eliminiert, und eines wegen zu hohen Pulses. Ein Reiter zieht es vor, sein Pferd während
des Rennen zurückzuziehen.
Zwei Reiter im DRF werden disqualifiziert, weil sie die zulässige Zeit zwischen Zielüberquerung und Schlusskontrolle
überschritten haben. Pech hat auch eine Reiterin im teilnehmerstärksten EVG 1 (29 Starter): Ihr siebenjähriger Gismor wird
in der Schlusskontrolle elimiert, weil er partout nicht mehr zum Traben zu bringen ist! Im KLP 1 wird zudem das Pony einer Juniorin wegen ungenügender Impfung disqualifiziert – seltsamerweise allerdings erst, nachdem die Beiden die ganze
Prüfung (Geschicklichkeits/Gehorsams-Parcours und Ritt) erfolgreich bestritten haben!
Kurz vor halb acht am Abend kommen die beiden Reiterinnen im 120-km Rennen eine Sekunde auseinander an, gehörig begossen, aber glücklich, und bringen damit den Endurance Teil der Limmattaler Pferdesporttage zum Abschluss. Jetzt
gehts in der Sintflut nur noch nach Hause!
Bericht: Esty H. Geissmann